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Buchstabe H

Heilige

Vom Papst selbst bekommen Menschen dieses Prädikat zugesprochen, wenn sie Außerordentliches für die Kirche leisteten, ihr Lebenswandel beispielhaft war und sie Wunder bewirkten oder als Märtyrer gestorben sind.

Zu diesem Personenkreis zählen z. B. Franz von Assisi, Benedikt von Nursia, Johanna von Orléans, Hildegard von Bingen, Nikolaus von Myra, Don Bosco, Maria, Ansgar und viele mehr.

In der katholischen Kirche werden sie wegen ihrer besonderen Nähe zu Gott verehrt und um Fürsprache bei Gott angerufen. Etliche gelten als Schutzpatrone und Helfer in der Not.

Für Religionsquiz ist der obige Text so formuliert, dass beim Vorlesen zunehmend deutlich wird, um welchen Begriff es sich handelt. Wurde die Antwort noch nicht gefunden, so stehen Begriffe zur Auswahl:

Erzbischof Erzengel
Metropoliten Heilige

Zusatzinformationen zu Heilige:

Wieviele Heilige gibt es?

Kostet die Heiligsprechung etwas?

Heilige der evangelischen Kirchen?

Betet man zu Heiligen?

Wieviele Heilige gibt es?

Biblisch gesehen sind alle Christen Heilige
Für den Apostel Paulus waren alle getauften Christen Heilige. Wenn Paulus z. B. im Epheserbrief (Epheser 2,19) schreibt: "So seid ihr nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen", so meint er mit den Heiligen nicht einzelne herausragende Personen, sondern die Getauften. Darauf bezieht sich die Formulierung "Gemeinschaft der Heiligen" in den alten Glaubensbekenntnissen wie dem Apostolikum. Die "Gemeinschaft der Heiligen" meint da die "Gemeinschaft der Getauften".

Die Anzahl der Heiligen
Erst nach ihrem Tod können Menschen heiliggesprochen werden. Die Seligsprechung geht der Heiligsprechung in der Regel voraus. Die katholische Kirche verwaltet eine Liste von Seligen, Heiligen und Märtyrern, das sog. Martyrologium. Da Heilige also in diesen Kanon aufgenommen werden trägt die Heiligsprechung den theologischen Namen Kanonisation bzw. Kanonisierung. Da es offizielle Heiligsprechungen erst seit der Wende zum 2. Jahrtausend gibt und das Martyrologium nicht konsequent aktualisiert wurde, kann man eine verlässliche Aussage über die Anzahl von Heiligen nicht machen. Im Jahr 2004 wurde der Kanon (das Maryrologium) aktualisiert und umfasste über 14.000 Heilige, Selige und Märtyrer.

Mit eigenen Gedenktagen im Verlauf des Kirchenjahres werden 420 Heilige geehrt, so zeigt es der  Heiligenkalender der katholischen Kirche. Man gedenkt also täglich mindestens einer Person, die als Märtyrer starb bzw. heilig oder selig gesprochen wurde. Doch nicht allen Heiligen kann man einen eigenen Gedenktag zuweisen, dazu ist ihre Anzahl zu groß. Also gibt es schon ab dem 4. Jahrhundert Allerheiligenfeste, also Festtage, die allen Heiligen gewidmet sind. Schon im 8. Jahrhundert feierte man in Irland am 1. November einen Tag zu Ehren aller Heiligen. Und im Jahr 835 bestimmte schließlich Papst Gregor IV. den 1. November als Allerheiligentag und Hochfest der römisch-katholischen Kirche.

Prozedere und Kosten der Heiligsprechung

Die Heiligsprechung einer Person wird von Diözesen bez. Ordensgemeinschaften beantragt und vom Papst vorgenommen, nach einem ausführlichen, oft mehrjährigem und kostenintensiven Prozess der Überprüfung. Überprüft wird der Lebenswandel der Person, die heilig gesprochen werden soll, ob ihr zwei Wunder zuzurechnen sind bzw. sie den Märtyrertod starb. Man rechnet mit 50.000 bis 25.000 Euro Kosten für eine Heiligsprechung (ebenso für eine Seligsprechung). Die Kosten setzen sich insbesondere zusammen aus Erstattungen für Zeugen, Honoraren für Gutachter, Reisekosten, Druckkosten für Dokumentationen, Gestaltung der dazugehörenden Feierlichkeiten. Die Kosten werden vom Vatikan den beantragenden Diözesen bzw. Ordensgemeinschaften in Rechnung gestellt.

 

Heilige in der evangelischen Kirche?

Statue des Heiligen Franziskus
Der Heilige Fanziskus wird durchaus auch in der evangelischen Kirche als Vorbild des Glaubens verehrt

Es gibt keine Heiligsprechung im Protestantismus
Aus evangelischer Sicht sind Heilige als Fürsprecher (Mittler) für die Menschen bei Gott nicht erforderlich, da Jesus Christus diese Rolle bestens übernommen hat. Martin Luther ist, wie schon für Paulus, jeder getaufte Christ heilig. Luther betonte: "Es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung." Die Reformatoren Johannes Calvin und Ulrich (Huldrych) Zwingli, auf die sich die Reformierte Kirche beruft, bezeichneten die Heiligenverehrung gar als Teufelswerk. So gibt es in den protestantischen Kirchen (in den lutherischen wie reformierten) keine Heiligsprechungen
Die Confessio Augustana (das Augsburger Bekenntnis), die Philipp Melanchthon im Jahr 1530 dem Augsburger Reichstag als Grundlage der lutherischen Konfession vorlegte, verurteilt die Heiligenverehrung nicht und empfiehlt die Achtung der Heiligen als Vorbilder christlichen Glaubens.
Der liturgische Kalender der lutherischen evangelischen Kirche und der Unierten evangelischen Kirchen  (Vereinigung lutherischer und reformierter Kirchen) sieht besondere Gedenktage vor, etwa für Johannes den Täufer (24. Juni), für Petrus & Paulus (29. Juni), Maria Magdalena (22. Juli), für Martin von Tours (11. Nov.) und Nikolaus von Myra (6. Dez.). Auch findet man im Raum der evangelischen Kirche spezielle Namenskalender, die den Heiligenkalendern der katholischen Kirche ähneln. Protestantische Christen, die in besonderer Weise hervortraten, wie Martin Luther, Dietrich Bonhoeffer, Martin Luther King werden als Vorbilder gelebten Glaubens verehrt, aber eben nicht als Fürsprecher bei Gott angerufen und natürlich nicht "angebetet".

Allerheiligen in der evangelischen Kirche
Die Agende der evangelischen Kirchen, das evangelische Gottesdienstbuch, führt den 1. November als "Gedenktag der Heiligen" auf und bietet für die Feier dieses Tages liturgische Texte wie Epistel, Evangelium, Psalm, Tagesgebet und Hallelujavers. In vielen Veröffentlichungen wird dies als Beleg dafür genannt, dass man auch in der evangelischen Kirche wie in der katholischen der Heiligen gedenkt. Doch dabei wird übersehen, dass es beim evangelischen Allerheiligentag nicht um eine Verehrung der Heiligen geht, wie die katholische Kirche sie sieht, sondern um eine Erinnerung und ein Gedenken daran, dass alle Getauften als Heilige zu sehen sind. Der Begriff Heilige wird hier also, wie bei Paulus, auf alle Getauften bezogen.

 

Werden Heilige angebetet?

Für die protestantischen Kirchen lässt sich diese Frage mit einem eindeutigen "Nein" beantworten - siehe dazu das vorherige Kapitel "Heilige in der evangelischen Kirche". Luther geht in späteren Schriften sogar noch weiter als das Augsburger Bekenntnis: Er verurteilt die Anrufung von Engeln und Heiligen als Missbrauch; man solle sie nicht um Hilfe angehen.
Für die katholische Kirche (wir sprechen unter "katholische Kirche" immer von der römisch-katholischen) lässt sich zwar auch sagen, dass sie offiziell nicht angebetet werden. Doch wie werden "angerufen", um Fürsprache bei Gott und um Hilfe gebeten. So sehen die "Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, Heft 160" als Ausdruck der Volksfrömmigkeit "das Küssen der Reliquien, der Schmuck mit Lichtern und Blumen, der mit ihnen erteilte Segen, das Mittragen bei Prozessionen, nicht ausgeschlossen die Gewohnheit, sie zu den Kranken zu bringen, um sie zu stärken und die Bitte um Heilung zu bekräftigen". Anrufung und Anbetung vermischen sich in der Glaubenspraxis. Den Höhepunkt der Heiligenverehrung hat die katholische Kirche aber längst hinter sich; im Mittelalter und bis ins vergangene Jahrhundert standen Heilige im Mittelpunkt des Glaubens und auch des kirchlichen Lebens. Heilige waren Nothelfer, die man bei allen Nöten und Krankheiten anrief. So gilt die Heilige Barbara als Patronin der Sterbenden, der Heilige Dionysius als Helfer bei Kopfschmerzen und der Heilige Blasius als Nothelfer bei Halsschmerzen. Grundlage für die Bitte um Fürsprache bei Gott war und ist das Verständnis, dass Heilige näher bei Gott sind als die üblichen Gläubigen - da liegt der theologische Unterschied zwischen evangelischer und katholischer Theologie.

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